Mispel

Mispeln am Baum © Tatiana Chekryzhova - shutterstock.com

Die Mispel (Mespilus germanica)ist heute ein relativ unbekannter Baum, seine genießbaren Früchte kennt fast niemand mehr. Vielleicht hat Deine Großmutter noch Rezepte für die Verarbeitung der kleinen, rauschaligen Früchte. Früher fand man die ausladenden Bäume in fast jedem Bauerngarten. Sie waren Lieferant für vitaminreiches Obst, aber auch beliebte Brutstätte für heimische Vögel und Pollenspender für Bienen und andere Insekten.

Botanik und Aussehen

Die Echte Mispel gehört zur großen Familie der Rosengewächse, ihre Pflanzenart zählt zu den Kernobstgewächsen. Ursprünglich stammt sie wahrscheinlich aus dem westlichen Asien, dem Kaukasus, Griechenland und Bulgarien. Schon sehr früh wurde sie fast überall auf der Welt kultiviert. Im Orient kannte man die Mispel bereits vor 3000 Jahren.
In unseren Breiten geriet das Obstgehölz ungefähr vor einhundert Jahren in Vergessenheit. Nur selten findet man heute einen solchen Baum in einem unserer Gärten.
Mespilus germanica ist ein klein bleibender, sommergrüner Baum (Höhe bis 5 m), dessen Stamm eher unregelmäßig wächst und durchschnittlich nur 25 cm im Durchmesser erreicht. Die Wurzeln sind stark verzweigt und liegen flach unter der Erde. Seine rundliche Krone gestaltet sich breit und wuchtig. Die kräftig grünen Blätter werden bis zu 15 cm lang und haben auf ihrer Unterseite feine Härchen. Im Herbst verfärben sie sich gelb und weisen rote und grüne Flecken auf. Im späten Frühjahr, Ende Mai bis in den Juni hinein, entwickeln sich an den Kurztrieben des Baumes bis zu 5 cm große, weiße Blüten. Sie erinnern an die Blüten eines Apfelbaumes. Durch sein prächtiges Aussehen ist der Baum eine Zierde für jeden Garten.

Standort und Pflege

Mispelbäume gehören zu den eher anspruchslosen Gehölzen. Gerne stehen sie an einem sonnigen, aber windgeschützten Standort. Auch im lichten Halbschatten fühlen sie sich wohl, solange der Boden eine gute Beschaffenheit aufweist. Er sollte möglichst locker und gut durchlüftet sein, ein reichlicher Lehm- und Kalkanteil ist vorteilhaft für das gute Gedeihen des Baumes. Im Winter übersteht er problemlos auch stärkere Fröste, nur neue Pflanzungen benötigen im ersten Winter eine dicke Laubschicht als Schutz für den Wurzelbereich. Schnittmaßnahmen sind in der Regel nicht erforderlich. Bei älteren Bäumen können überalterte Äste und solche, die zu dicht oder über Kreuz wachsen, heraus geschnitten werden. Sind Standort und Wachstumsbedingungen optimal, können Mispelbäume bis zu 70 Jahre alt werden.
Willst Du das selten gewordene Obstgehölz vermehren, kann das durch Veredelung, das heißt Aufpropfen von jungen Trieben auf verschiedene Unterlagen geschehen. Gut geeignet sind beispielsweise Birne, Quitte oder Eberesche. Diese Methode erfordert jedoch sauberes Arbeiten und entsprechendes Geschick. Einfacher gestaltet sich die Vermehrung über Steckhölzer oder auch Samen, wobei das Aufziehen eines neuen Baumes aus Samen sich als recht langwierige Angelegenheit erweist.

Früchte und deren Verarbeitung

Ab Ende Oktober beginnt die Erntezeit für die kugeligen Mispelfrüchte. Sie haben eine bräunliche, raue Schale und an ihrer Spitze sind noch die Kelchblätter der Blüte zu erkennen. Obwohl der echte Mispelbaum, im Gegensatz zur Zwergmispel (beliebte Bodendeckerpflanze), nicht zu den Giftpflanzen zählt, sind seine Früchte zu diesem Zeitpunkt ungenießbar. Sie enthalten sehr viel Gerbsäure und sind steinhart. Erst nach einem ordentlichen Frost werden die Mispeln weich, sie schmecken säuerlich. Durch eine längere Lagerung wird das Fruchtfleisch mürbe und bekommt ein angenehmes Aroma. Fehlt die natürliche Frosteinwirkung, können sie bei -18° für kurze Zeit eingefroren werden.
Das reife, weiche Obst kannst Du roh essen (Schale und Kerne entfernen)oder zu Mus, Fruchtsoßen sowie Marmelade (auch gemischt mit anderen Früchten) verarbeiten. Mispelgelee gelingt besonders gut, da das Obst sehr viel Pektin enthält. Der Versuch, Obstwein oder Likör daraus herzustellen, lohnt sich ebenfalls. Kenner legen das Obst mit Zucher in Essig ein oder trocknen es für die Gewinnung eines wohlschmeckenden Mehls. Im Mittelalter wurde aus Mispelmehl kräftiges Brot gebacken.
In der Heidelberger Gegend gibt es heute noch größere Bestände an Mispelbäumen. Ihre rauen Früchtchen werden industriell zu leckeren Obstbränden destilliert.

Medizinische Bedeutung

Schon im Mittelalter waren die heilenden Kräfte der Mispelfrüchte bekannt. Sie enthalten mehr Vitamin C als ein Apfel, Glucose, Fructose, Gerbsäure, Kalium und Calcium. Die verdauungsfördernde Wirkung macht einen trägen Darm wieder fit und aufgrund ihrer entzündungshemmenden Inhaltsstoffe lindern sie Darmentzündungen sowie Entzündungen im Harnwegs- und Nierenbereich. Selbst bei Arteriosklerose können die Mispelfrüchte erfolgreich eingesetzt werden, da sie Verkalkungsprozesse verlangsamen.
Die Pharmaindustrie verwendet auch Rinde und Blätter des Mispelbaumes. Durch Gurgeln mit einem Absud seiner Blätter oder einem Aufguss aus getrockneten Mispeln linderst Du eine Mandelentzündung oder Entzündungen im Mundbereich.

1 Kommentar zu „Mispel“

  1. Foto und Text passen nicht zusammen.
    Sie zeigen ein Bild eines Japanischen-Wollmispel-Baumes (Eriobotrya japonica),der u.a. in den Mittelmeerländern verbreitet ist und bringen dazu die Beschreibung der echten Mispel (Mispelius germanica).
    MfG Franz Marek

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen