Gepflegter Garten oder Naturparadies? Geht beides!

Rhododendren im Garten © Jamie Hooper - shutterstock.com

Im Rahmen des gesteigerten Umweltbewusstseins wächst auch immer mehr die Einsicht, dass ein komplett nach ästhetischen Gesichtspunkten angelegter Garten vielleicht nicht optimal ist. Viele Menschen legen inzwischen weniger Wert auf feine Gärtnerkunst als vielmehr auf ein umweltverträgliches und naturfreundliches Gärtnern.

Einheimische Pflanzen haben Vorrang

Unbestritten sieht ein Garten spektakulär aus, wenn dort Pflanzen gedeihen, die eher exotisch sind. Was ist mit den gefährdeten einheimischen Arten? Sind nicht die in Deutschland heimischen Orchideen und Lilien, seltenen Disteln und andere Pflanzen genauso spektakulär? Sie blühen wunderschön. Die heimischen Arten sind auch recht widerstandsfähig gegen heimische Schädlinge, sie vertragen das Klima und die Erde. Dementsprechend muss nicht so viel gedüngt werden, Insektizide und Fungizide sind meist nicht nötig.

Heimische Pflanzen leben oft in einer Gemeinschaft, von der alle profitieren. So halten Kräuter wie Lavendel und Salbei manche Schädlinge fern. Lila blühende Kräuter (auch Klee) locken Bienen und Hummeln an, die auch andere Arten bestäuben und so für eine natürliche Vermehrung sorgen. Natürliche Wiesen anstelle des Rasens locken durch bunt blühende Pflanzen Schmetterlinge, Bienen und Hummeln an. Ähnlich der Wechsel in der Fruchtfolge, die im Nutzgarten gewählt werden, erhalten sich die Pflanzen gegenseitig am Leben und sorgen für ein gewisses Gleichgewicht im Boden.

Tiere und Pflanzen helfen sich gegenseitig. Wenn sie dürfen.

Es ist allgemein üblich, im Frühjahr den Boden aufzulockern und Moos und Flechten zu entfernen. Es wird gedüngt und gegraben, Blumenzwiebeln werden gesetzt, es wird gesät. Immer wieder zwischendurch kommen Schaufel, Rechen oder Harke zum Einsatz, es wird nachgedüngt. Das ist eigentlich in einem natürlichen Garten unnötig. Denn hier erledigen Regenwürmer, Ameisen, Wühl- und Spitzmäuse, Käferlarven und sogar Igel diese Aufgaben. Während sich die Würmer und Käfer von (meist abgestorbenen) Pflanzenteilen ernähren und diese unter die Erde ziehen, ernähren sich Igel und Mäuse von den Würmern und Käfern. Die unter die Erde gezogenen Pflanzenteile düngen, ebenso wie die Exkremente der Tiere. Durch die Wühltätigkeit bleibt der Boden locker. Und die räubernden Säugetiere sorgen dafür, dass die kleinen Pflanzenfresser nicht Überhand nehmen.

Andere natürliche Beziehungen im Garten bestehen zwischen Pflanzen und bestäubenden Insekten. Aber da, wo Pflanzen sind, sind häufig auch Stechmücken. Die sind weniger beliebt. Zeigt der Garten eine natürliche Vielfalt an Insekten, sind auch Spinnen, Fledermäuse und Vögel nicht fern. Die dezimieren wiederum die Insekten und düngen den Garten mit ihren Exkrementen.

Rasen mähen?

Auch das muss hin und wieder sein. Allerdings sollte der Rasen nicht gleichmäßig auf zwei bis drei Zentimeter Länge gebracht werden. Wenn das Gras mal zehn oder zwanzig Zentimeter lang wird, ist das gut. Denn erstens schützt es den Boden vor Vertrocknen (an heißen Sommertagen muss die Wiese also nicht unbedingt gewässert werden), und zweitens ist auch das Lebensraum für Insekten. Der Rasenschnitt kann übrigens, genauso wie Kaffee- und Teesatz aus der Küche, als natürlicher Dünger dienen. Wer es wirklich bunt mag, verteilt ein paar Blumenzwiebeln in der Wiese: Krokusse, Narzissen und Tulpen erwecken die Wiese im Frühjahr zu buntem Leben, bevor die eigentlichen Wildkräuter blühen.

Bebaute Flächen vermeiden

Alles, was im Garten bebaut ist, schadet. Denn die Bodenbeläge verhindern, dass Regenwasser einfach einsickern kann. Versiegelter Boden ist also mehr oder weniger toter Boden. Wer dennoch ein Gartenhäuschen oder einen Schuppen haben möchte, sollte das Dach zur Stromgewinnung aus Sonnenenergie nutzen und ablaufendes Regenwasser unbedingt auffangen. Denn das kann zum Gießen verwendet werden.

Ein schöner Garten will auch in Szene gesetzt werden. Schotterwege, die von Wildkräutern und Gras durchwachsen sind, sowie die passenden Lampen sorgen dafür, dass der Aufenthalt angenehm ist. Eine Sitzgruppe aus umweltfreundlichem Holz lädt zum Verweilen ein. Die Beleuchtung sollte allerdings nur über Solarlampen erfolgen. Denn so müssen keine Stromkabel verlegt werden, und die natürliche Sonnenenergie wird genutzt. LEDs sind besonders sparsam im Verbrauch und dazu noch langlebig.

Bild: © Jamie Hooper – shutterstock.com

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